Es war mal eine Fledermaus, die liebte einen Regenschirm. Einen großen schwarzen Regenschirm, der herausstach aus der Nacht. Ab da war sie verzweifelt, völlig durch den Wind, die Fledermaus.

Es war mal eine Fledermaus, die liebte einen Regenschirm. Einen großen schwarzen Regenschirm, der herausstach aus der Nacht. Verzweifelt war sie fortan, völlig durch den Wind, die Fledermaus. Sie war verliebt in einen Regenschirm! Sie flog auf Autopilot, konnte nicht mehr schlafen, wollte sich nur noch besaufen, sich in irgendeinen Brunnen stürzen – sie liebte einen Regenschirm! Diesen großen schwarzen Regenschirm, der herausstach aus der Nacht.

Und der Regenschirm? Er glitt, ohne groß von der Fledermaus Notiz zu nehmen, aus seinem Etui um eine Bordsteinschwalbe zu beschirmen die am Straßenrand im Regen stand. Dann begab sich das imposante Accessoire in seiner schicken pechschwarzen Kluft auf Reisen. Nach kurzer Debatte steckte ihn, um aufzuschneiden, ein Säbelschlucker in seinen Schlund. Er diente einem Seiltänzer als Balanceinstrument, und eine Zeitlang war er sogar Sozius eines Krawattenhändlers. Auch entfaltete er sich über einer Dauerwelle, damals, am Tag als der Regen kam, lang ersehnt, heiß erfleht.

Während all der Zeit hörte die Fledermaus, die Nachschwärmerin, nicht auf, diesen Regenschirm zu lieben. Wohl suchte sie das Vergessen in einem verlassenen Landsitz aber dort starb sie fast vor Langweile – während der Regenschirm sich mittlerweile auf einem Friedhof hin- und hertragen ließ.

Eines Tages war das Begräbniswetter wirklich schlecht und ein brüsker Windstoß drehte ihn abrupt auf links. Man warf ihn in die Gosse und überließ ihn kopfunter seinem Schicksal. Kurz danach fand sie sein Skelett, während sie sich grad für die Nacht aufhübschte. Sie sah sie ihn da im Müll liegen und rief: „Oh, was für ein Glück! So lange dachte ich, er sei verloren – aber da ist er ja! Der alte Knüppel! Er ist zurück!“ Sie lachte und heulte wie ein Schlosshund, die Fledermaus, die immer verliebt geblieben war in diesen Regenschirm. Und dann, auf dem Dachboden des Rathauses, versprachen sie sich, sich ewig zu lieben, die Fledermaus und der Regenschirm, der Regenschirm und die Fledermaus.

[ Thomas Fersen, « La chauve-souris ». ]

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