Heather Armstrong
“I was forced to stare this wild-eyed savage straight in the face, and now I look around and think, ‘Oh, this. This is just life. All of this is just a physical reaction to psychological pain.’” #
Barry Humphries 1934-2023
Es gibt Leute, bei denen fällt die Vorstellung besonders schwer, dass sie nicht mehr da sein werden. Barry Humphries ist so einer. Mit ihm gehen ja eigentlich zwei Menschen, denn Barry Humphries war Dame Edna.
Es ist schwer vorstellbar, dass Dame Edna, die Vertraute des internationalen Jet-Sets, nie wieder durch das Showtor auf der Bühne und im Fernsehen explodieren wird, die massive Handtasche schwenkend, mit violetter, hochtoupierter Maggie-Thatcher-Gedenkfrisur und diesen schmetterlingsförmigen, paillettenbesetzten Brillen. Dass niemals mehr Barry Humphries in seiner Paraderolle dem Publikum „Hellooo, possums!“ entgegenschmettern wird.
Humphries war so sehr eins mit seiner Figur, dass Roger Willemsen, ein großer Fan, nach Australien flog, nicht um ihn zu interviewen, sondern um eine Homestory über Dame Edna zu drehen. In dem TV-Feature wirkt Humphries Alter Ego im Grunde wie eine Hommage an Margret Dünser, die Grande Dame des deutschen Promi-Talks. Dünser besuchte in ihrer Sendung V.I.P.-Schaukel von 1970 bis 1980 Prominente aus aller Welt zu Hause. Wie Dünser war Dame Edna nur im Dresscode steif, ansonsten aber alles von ernsthaft, schlagfertig und humorvoll bis frivol, ließ es jedoch nie an natürlichem Respekt fehlen. Weswegen sich hochkarätige Prominente beiden gegenüber im Interview freimütig öffneten.
Was für Dünser Lebensart war, war für Humphries eine Rolle. Beide schafften hinter den magischen Trick, hinter den Schutzwällen von Rolle und Attitüde aufrichtig zu sein, ihre Gäste und Gesprächspartner zu umarmen, nicht zu veralbern und ihnen und ihrem Publikum trotzdem viel Spaß zu bereiten. Das war damals selten und ist es heute noch mehr.
Ich möchte mir jetzt vorstellen, dass es einen Himmel gibt, und dann sehe ich da Dame Edna mit Roger Willemsen auf einer Wolke versonnen Michel Petrucciani an einem gladiolenverzierten Flügel beim Klavierspielen zuhören. Irgendwann, für einen kleinen Moment, dreht sich dann kurz zum Zuschauer und flüstert mit einem Mundwinkel grinsend: „Goodbye, possums!“
Jan Fedder * 14.01.1955 † 30.12.2019
Ach Jan Fedder … nach Klaus Wennemann und Dieter Pfaff noch ein großer Krimi-Vorraucher, dem die Rechnung des exzessiven Seins in Form eines Karzinoms um die Ohren fliegt. Mach’s gut! Das ist echt nicht fair, dass die Trösterchen, die den Vor-Spielern die Seelen im Lot halten, so giftig sein müssen. Einen Gin Tonic auf Euch!
Tomi Ungerer
ZEITmagazin: Wie ist er eigentlich gestorben?
Aria Ungerer: Ganz plötzlich, ich habe ihn gefunden. Er hatte sein Notizbuch auf der einen Seite und ein Buch auf der anderen Seite. Und er lächelte. Er hatte immer davon geträumt, genau so zu sterben. Das tröstet mich. Aria Ungerer im SZ-Interview
Herzlichen Glückwunsch, Tomi Ungerer, wo immer Du heute bist und in doppelter Ewigkeit feierst, denn Dein erster Geburtstag im Nichts ist Dein 88. Sláinte! À la tienne! Prost!
Ich bin in einigen Punkten erzkonservativ, in anderen tief grün, flächendeckend liberal und sozialpolitisch sehr links.Werner Schneyder
Als ich gehen wollte, sagte er, ich solle es ihm nicht übel nehmen, er käme nicht mit raus, er könne kaum gehen. Am nächsten Tag ist er bei der Schau schon nicht mehr erschienen. Er hat sie von zu Hause aus dirigiert, rief bis kurz vor Beginn die Näherinnen an und gab ihnen durch, was sie noch schnell ändern sollten. Suzy Menkes über Karl Lagerfeld
Cassiel
Right time, right place ist so üblich wie ein erwähnenswerter Lottogewinn.
Gern hätte ich noch eine Bar gekannt, in die man unter der Woche nach Mitternacht noch mit dem Taxi zum Feiern und saufen fahren kann. Aber ich war Schauspielstudent und hatte kein Geld um in Stockholm auszugehen: Nur ein großes Bier kostete in der schwedischen Hauptstadt schon in den 1980ern umgerechnet etwa acht Euro. Nicht machbar ohne Arbeitserlaubnis und mit monatlich 750 DM von den Eltern. 450 davon gingen für Miete, Bus und Bahn drauf, 300 blieben fürs Leben und im Supermarkt kostete der billigste Käse fünf Mark (West). Die Mitschüler gingen am Wochenende, sogar unter der Woche aus, ich blieb in der Schule, hasste sie dafür, sich ihrer Privilegien nicht mal bewusst zu sein und statt zu saufen und zu feiern probte und trainierte ich.
Dann kam diese Nacht, in der ich ich im Rahmen der Wim-Wenders-Werkschau am Filminstitut für die Synchrondolmetscherin eingesprang. Sie hatte die Handke-Dialoge des „Himmel über Berlin“ während der Filmvorführung synchronübersetzt, und völlig fertig zur anschließenden Podiumsdiskussion erschöpft das Handtuch geworfen. Ich hatte mich dann freiwillig gemeldet, zwischen Filmstudenten und Hauptdarsteller zu dolmetschen. Es wurde ein lustiger Austausch zwischen ihm, den ich bewunderte, und mir, ein Dialog, den ich den mir uninspiriert erscheinenden Studenten zwischendurch übersetzte. Sie fragten nach Rolle und Film, nicht nach Mensch und Künstler. Aber Schwamm drüber. Der Künstler war zu dem Zeitpunkt eh eher Mensch und wollte nur noch einen saufen gehen. Mir fiel, wie gesagt, auch nach langem Nachdenken nichts ein. Also fuhr er ins Hotel und ich nahm die U-Bahn in meine Studentenbude.
Ich war sehr frustriert, traurig und dem Schicksal superböse.
Schnitt. Wir haben das kleine Besäufnis zehn Jahre später in Köln nachgeholt, nach einer Ringelnatzlesung im dortigen ArTheater. Was war ich stolz, dass er sich da wirklich an unsere Stockholmer Begegnung und die missglückte anschließende Sauftour erinnerte. Zu der Zeit hatte man ihm die harten Drinks schon verboten, also reichte er mir die Schnäpse weiter, die man ihm ausgab, während wir lachten und er ein paar Flaschen Rotwein leerte („Der Doc sagte ‚keinen Schnaps mehr‘, von Wein war ja keine Rede.“).
Danach waren wir beide etwas schief ins Leben gebaut. Du stiegst betrunken im „Café Sehnsucht“ auf den Tisch und spieltest aus dem „Jedermann“ und diskutiertest lebhaft mit zufällig Anwesenden, ob eine Spülmaschine nun Wasserverschwendung sei oder nicht.
Und dann nahmst Du wieder das Taxi ins Hotel und ich wankte nach Hause.
Jetzt wohne ich sogar in seiner Stadt, aber nur seine Stimme ist noch zu hören im Berliner Tipi und sie gemahnt dort, vor der Vorstellung die Handys auszuschalten. Er selbst liegt auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof unter dem in den Boden gepflanzten Zeremonienstab.
Irgendwann begieße ich das Grab mit einem Schnaps oder zweien. Geht ja jetzt wieder, der Schnaps.
Right time, right place ist ein Arsch. Erinnerst Du Dich? Peymann sagte, du hättest so tot endlich friedlich ausgesehen. Ich sag: Schade, dass wir nicht noch einmal um die Häuser sind. Jetzt hätte ich die Kohle und ich wüßte auch wohin.
So oder so: wann immer ich im Berliner Tipi das Handy auf „stumm“ schalte, dann, weil du mich grad dran erinnert hast. Dafür, aber besonders für alles andere: Danke, Mann mit den Schnittblumen!
Chaval — Wikipédia
Chaval finit par se suicider chez lui le 22 janvier 1968 à Paris, au gaz après avoir calfeutré la porte et affiché cet avis « Attention, Danger d’Explosion ».Wikipeedia
Rien ne m’empêchera de chanter
„il y a une phrase qui me hante depuis tout petit: ’ne pleurez pas les morts pleurez les vivants‘. Ça ne va pas être facile…“Kên Higelin
Higelin est parti – Morrison est en bonne compagnie.
„La grande Brigitte m’a envoyé un mot au téléphone. Elle n’avait pas le courage de parler. La dernière fois qu’ils se sont vus, ils se caressaient le visage, le nez on aurait dit deux extra-terrestres. Je n’ai rien vu d’aussi beau“Arthur H.
http://www.parismatch.com/Culture/Musique/Les-artistes-francais-disent-Au-revoir-en-musique-a-Jacques-Higelin-au-Cirque-d-hiver-1495661
https://twitter.com/brunodelport/status/984423951509041152
https://twitter.com/Val_Do/status/984422807051390976
https://twitter.com/brunodelport/status/984393299959189504
Jeanne Cherhal : „Higelin représentait la liberté absolue“
Quand on constate le vacarme qui a été produit à la mort de Johnny [Hallyday], avec interventions de ministres et du président, et le peu de réactions des personnalités publiques à celle d’Higelin, on mesure l’inculture de nos élites et on pèse la tendance de nos politiques à se placer à la remorque de l’opinion publique… Un indice de la démagogie ambiante et de l’état de la France en ce début de XXIe siècle.Jeanne Cherhal : „Higelin représentait la liberté absolue“
Pianistin Marian McPartland – Weiß, weiblich, Jazzlegende
Marian McPartland starb am 20. August 2013 im Alter von 95 Jahren. Ruhestand war für sie ein unbekanntes Wort, wie sie einmal in einem Interview erklärte: „So wie man Duke Ellington immer fragte: ‚Wann werden Sie sich zur Ruhe setzen?‘ Das ist furchtbar unhöflich. Und Duke antwortete: ‚Und dann? Wozu sollte ich mich zur Ruhe setzen?‘ Und mir geht es genauso – wozu sollte ich mich zur Ruhe setzen?“Pianistin Marian McPartland – Weiß, weiblich, Jazzlegende
Riegfried Rauch *02.4.1932 †11.03.2018
„Mei, vielleicht ist das mein einziges Problem: Ich fühle mich jung und erschrecke, wenn ich erinnert werde, wie alt ich bin.“Siegfried Rauch wird 85: „Ich bin topfit!“
„Meine Gedanken sind Wunden in meinem Gehirn“ (Heiner Müller)
Im Spiegel mein zerschnittener Körper. In der Mitte geteilt vor der Operation, die mein Leben gerettet hat. Wozu? Für ein Kind, eine Frau, ein Spätwerk. Leben lernen mit der halben Maschine. Atmen, essen, verboten die Frage ‚wozu?‘, die zu leicht von den Lippen geht. Der Tod ist das einfache. Sterben kann ein Idiot.Heiner Müller
Dschungelcamp-Finale: Jenny ist Königin, der Zuschauer gekränkt – Anja Rützel – SPIEGEL ONLINE
Ich erwarte nichts. Wenn du was erwartest im Leben, bis du sowieso schon angeschissen. Rolf Zacher
Karneval: Der fröhliche Bestatter | ZEIT ONLINE
Ist es also das Gleiche, ob er eine Beerdigung plant oder den Rosenmontagszug? »Im Prinzip ja.«Christoph Kuckelkorn
Là où le monde a commencé
Lorsque le sucre d’orge / Parfumé à l’anis / Coule dans la gorge d’Annie / Elle est au paradisFrance Gall
C’est une chanson dont France n’a absolument rien compris.Serge Gainsbourg
Ben heureusement !Michel Berger
Jetzt können die beiden France Gall wieder Songs auf den Leib schreiben, die wir hier nie hören werden.
Der Hüsch war da
Über das Fehlen
Sehe ich Hanns Dieter Hüschs Bild im Programm von Kleinkunsttheatern (so nannte man Comedybühnen zur Zeit von Hanns Dieter Hüsch) macht es mir immer noch Stiche im Bauch. Oh wie schön, Hüsch kommt! Ach nein, wie denn … seit er tot ist, kommt er nicht mehr dazu.
„Egal, wo ich hinkomme, Hanns Dieter war gerade schon da“, sagte Dieter Hildebrandt immer gern, und es war ja so: Niemand reiste so viel wie „HDH“, niemand trat so viel auf. Niemand lieferte so oft ein neues Programm, das er dann stapelweise und lesend zur Heimorgelbegleitung abarbeitete, mit abgespreiztem kleinen Finger Blatt für Blatt von einer auf die andere Seite des Stapels ablegend und dabei über den Rand seiner Nickelbrille lugend. Er konnte albern sein, ohne trivial zu sein. Er versagte sich das Prollige, ohne abgehoben zu wirken. Er konnte tief sein, ohne den Kontakt zum Publikum zu verlieren. Er wollte ein Clown sein, ohne das deutsche „Träne im Knopfloch“-Pathos. Und war es.
Und er fehlt.
Und so taucht er wieder und wieder in Programmen auf. War schon da, kommt aber nicht mehr. Jedenfalls nicht selbst. Seinen Stapel tragen jetzt andere. Es kommt keiner mehr dazu.
Erik van der Wurff (* 9. Juli 1945, † 22. September 2014)
Getuigen zijn zelden helden
Echte helden getuigen zeldenHerman van Veen, „Helden“In Deutschland hat es niemand bemerkt.
Erik van der Wurff ist tot.
Erik, wer?
Ach, Erik.
Im Jahr zuvor, im Berliner Admiralspalast, warst du schon nicht dabeigewesen. Am Klavier hinter Herman saß niemand. Niemand hatte es erklärt. Drei Stücke, vier, fünf sag Herman begleitet von der Gitarristin Edith Leerkes und seinem Ensemble. „Wow“, dachte ich, die machen Erik ja einen richtig großen Vorhang hier. Ein ganzes Set ohne ihn und dann wird er rauskommen und sie legen richtig los. Erik kam nie. Herman sagte irgendwann in der Mitte des Programms zwei, drei Sätze, indem er kurz zum Klavier ging, gefeiert hättet ihr in der vorigen Woche in Amsterdam nach Abschluss der jährlichen Gigs im Carré, du seist angeschlagen gewesen und die Feier wäre dann wohl zu viel gewesen. Du hättest bis zuletzt versucht, nach Berlin zu kommen und dann doch in letzter Minute. Irgendwas war auch seltsam. Und ich kann mich irren. Aber manchmal spielen Menschen so, dass es erscheint, als seien andere Menschen auf der Bühne anwesend, selbst wenn sie nicht da sind. Hermans Show ging weiter und da stand ein leeres Klavier. Du warst nicht da. Das fühlte sich seltsam an. Aber ich kann mich irren. In jedem Fall hat es kein Musiker so lange mit ihm ausgehalten, wie du.
Vor allem warst Du unersetzbar, das war zu spüren. Da war in der Mitte der Bühne eine Lücke, die niemand schließen konnte.
Leukämie war es, lasen wir später im Internet. Kein böses Blut. Sondern eben genau das.
Mensch.
Da wollten wir dich im Jahr drauf mit Herman im Carré in Amsterdam sehen. Wir hatten spontan nach dem Abend in Berlin Karten gekauft und jubiliert: wenn du nicht zu uns kommst kommen wir halt zu Euch in Euer Wohnzimmer, dachten wir, und freuten uns wie Bolle.
Doch die Leukämie kam zurück und war schneller, wir haben uns um drei Wochen verpasst.
Herman und du, ihr hattet Eure Geschichte so wie wir, die wir Eure Konzerte schauten, unsere Geschichte mit Euch hatten. Als du und Herman stolz im Carré in Amsterdam anfingt, da waren wir kaum geboren oder gerade mal im Kindergarten. Als wir Euch zum ersten Mal sahen, war das Carré schon euer Wohnzimmer. Und doch flogen wir parallel wenn wir Euch zuhörten, wie ihr Euch die Bälle zuspieltet, als wir lernten uns Bälle zuzuspielen.
Wie viele habt ihr begleitet, von dem Moment an, als DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES HERMAN VAN VEEN über die Bildschirme der ersten erschwinglichen Farbfernseher flimmerten, die Serie, wo du im Schrank in einer Hängematte wohntest, immer einen Kopfhörer auf den Ohren und ein Buch in der Hand. Und wenn man dich brauchte holte man dich aus dem Schrank. Und du hast nie was gesagt, wie Harpo von den Marx Brothers. So hast du es mit Herman zum fünfzigjährigen Bühnenjubiläum gebracht und nebenbei mit internationalen Orchestern gearbeitet, für Theater und Fensehen komponiert und für Künstler wie John Denver, Toots Thielemans oder Ramses Shaffy in die Tasten gegriffen und man hat dich zum Ritter des Ordens vom niederländischen Löwen geschlagen. Da standest Du mit einem kleinen Lächeln und dem Orden am Hemd neben dem stolzen Herman van Veen, der da selbst schon ein Jahr Übung im Ordentragen hatte. Man hätte Euch das Teil gemeinsam verleihen sollen.
Wenn ich zurückdenke, hast Du auch auf der Bühne eigentlich nie was gesagt. Aber geschaut. Durch deine Blicke zum Beispiel Herman zu endlosen Monologen inspiriert, das war ja so eine eurer Nummern. Herman steht am Klavier und redet etwas an dich heran und du schaust ihn nur an. Da war alles drin, von Slapstick bis Strindberg. WENN du mal nicht im Hintergrund bliebst, dass zimmertest Du in deine Bühnenpräsenz doppelte und dreifache Böden. „How long are we playing together, Erik?“ hatte Herman mal in einem Sketch gefragt, in dem er – wie oft halb Herman, halb in der Rolle – im Elvis-Stil eine Art überheblichen, testosteronschwangeren Rocker parodierte. Und, unter deinen abwartenden Blicken beantwortete er sich die Frage selbst: „Seventeen years, Erik. Imagine. Seventeen years. Just the age of a fuckable young girl.“ Da bist du dann aufgestanden, wie schon Stan Laurel aufstand, wenn er beschlossen hatte, Oliver Hardy ins Gebet zu nehmen, bliebst erst kurz stehen, ihn nie aus den Augen lassend und dann hast du ihm – halb Erik, halb in der Rolle – eine kurze trockene Ohrfeige verpasst um dich ungerührt wieder hinter den Flügel zu setzen und weiterzuspielen. Das fühlte sich ein wenig seltsam an und es folgte ein langer Applaus.
Und jetzt – Einschnitt. „Die Einschläge kommen näher“, wie man so sagt.
Whatsoever. Danke, Erik.
Danke, Erik van der Wurff, dass du immer so viel mehr warst als der Pianist von Herman van Veen – und genau das. Trotz alledem bist fast unbemerkt gestorben. Obwohl Herman auf der Bühne sagte, du seist nicht sein Pianist, sondern „Ich bin der Sänger von Erik.“
Letztes Jahr in Berlin sagte Herman, er sei der Sänger von Edith Leerkes, seiner Gitarristin. Am Piano hinter ihm saß niemand. Du warst nicht da.
In Amsterdam im Theater Carré haben wir Dir zugeprostet, reckten die Gläser in den Himmel des Carré-Restaurants Oscars: „Tot gilt nicht. ‚Tot‘ ist Niederländisch und heißt ‚bis …‘. So kommst du uns nicht weg!“ sagten wir und dann gingen wir Edith Leerkes angucken. Die tritt jetzt mit deinem Sänger auf. Der Tag war der 28.10.2014
Tot ziens, Erik!
Horst Jüssen (10.01.1941-10.11.2008)
« Le voyage de la vie est court.
Essayons de le faire en première classe. »
Philippe Noiret2008 starb Horst Jüssen, der Dan Aykroyd der deutschen Comedy-Siebziger. Hier in einem Sketch mit einer Muse seines damaligen Regisseurs, dem später suizidal erfolgreichen deutschen Comedy-Pionier Michael Pfleghar: Wencke Myrhe singt irgendwas auf Norwegisch und der investigative Ansatz von Horst Jüssen sowie Farbe und Form Sessel beweisen, dass auch Anne Will und Markus Lanz nur von „Klimbim“ klauen. Es fehlen eigentlich nur der Lanzsche Beinüberschlag und das mit-an-und-abgewinkelten-Beinen-ganz-vorne-auf der Sesselkante sitzen. Und natürlich singt in aktuellen Talkshows niemand so schön wie die damalige Frau Pfleghar in spe.
Die unglaubliche „Talkshowgast-Gesten-Choreografie“, die das KLIMBIM-Ensemble mit Ingrid Steeger und dem gerade ebenfalls verstorbenen Peer Augustinski abliefert (Bastian Pastewka schreibt hier einen schönen Nachruf), lässt ahnen, was für kraftzehrende Probenarbeit hinter jeder KLIMBIM-Folge steckte und wie viel handwerkliches Können einem in allen Theaterdisziplinen abverlangt wurde, wollte man in den 1970ern im TV Comedy machen. Das Ergebnis ist allemal ein Sketch, der heute hält, was man ihm damals nicht zutraute.
Irgendwo da vorne
Bar jeder Vernunft, Berlin. Irgendwo da vorne wird gleich einer ein Programm spielen.
Irgendwo rechts sitzt der große Säufer und Schauspieler Otto Sander, den in Berlin schon lange keiner mehr fotografiert, der einen Krebs überleben mußte und der jetzt langsamer und gebeugt geht und der mit seiner Frau da ist und nicht raucht und der Häppchen isst und Rotwein trinkt und der guckt wie ein angeschossenes Reh. Waidwund, aber in seinem Revier. Als sein Blick meinen trifft, hat er dieses erschreckte „muss ich den kennen“ in den müden Augen. Nee, lass, mußt Du nicht. Zu kurz, Otto, zu lange her. Ich nehme meinen Blick zurück.
1980, fünf Jahre vor dem „Himmel über Berlin“, drehten er und Bruno Ganz eine Dokumentation die über die von ihnen bewunderten Schauspielkollegen Curt Bois und Bernhard Minetti. Damit man sie nicht vergisst, die beiden Alten. Es wurde ein Film über Katz und Maus. Anrührend und brutal.
Wer, bitte, dreht jetzt ganz schnell einen Film über Otto Sander. So wie in dem anderen Curt Bois der Star war, obwohl Minetti zu dem Zeitpunkt berühmt war. Und beides sind Namen zu denen heute schon lange niemand die Geschichten mehr kennt. Und das trotz „Gedächtnis“. Schnick, Schnack, Schnuck.
Bar jeder Vernunft, Berlin. Irgendwo da vorne wird gleich einer ein Programm spielen.
Heinz Edelmann (*20.06.1934, †21.07.2009)
EDIT: Der verlinkte Nachruf ist wie andere Nachrufe aus dem Netz bereits wieder verschwunden. Wie schnell Menschen immer öfter verschwinden, auch solche mit großer Wirkung. Sven K., 27.01.2015
„Yellow Submarine“ hab ich als Kind geliebt, für Willy Fleckhaus‘ „twen“ steuerte er Illustrationen bei. Ein Kinderbuch hat er gezeichnet, in dem zwei Astronauten namens Castrop und Rauxel das Weltall bereisen. Jahrelang hab ich mich auf die von mir abonnierten Programminformationen und Plakate des WDR gefreut, die er in den 1970ern gestaltete. Sein Zeichenstil war von der Sorte eigen, die sich in meinen Kopf fraß. Als ich klein war, wirkte alles was er zeichnete wie noch heute das ganze Leben: irgendwas zwischen bunter Zuckerstange und unheimlich. Weggefährte Robert Pütz schreibt einen Nachruf in form und verlinkt ein paar schöne Interviews und Bildsammlungen.
Farewell, Heinz Edelmann.
Formel Hein
Der Papst in der ihm gebührenden Pole Position, aber was ist das: da wird er überholt von einer Unbekannten, Terri Schiavo! Karol Wojtyła übernimmt aber wieder die Führung, doch nein! Unglaublich! Was ist denn das! Wer hätte damit gerechnet! Wird wieder überholt, diesmal ausgerechnet von Harald Juhnke! Mannomann, Respekt! Den hatte niemand mehr auf der Liste! Der Papst mittlerweile an der Box… wie geht es weiter – und: wird Rainier von Monaco wieder in den Wagen steigen, der schon seine entzückende Frau auf tragische Weise vor der Zeit aus der Kurve trug? Sie sehen: es bleibt spannend im Hospiz, meine Damen und Herren!