
Über das Fehlen
Sehe ich Hanns Dieter Hüschs Bild im Programm von Kleinkunsttheatern (so nannte man Comedybühnen zur Zeit von Hanns Dieter Hüsch) macht es mir immer noch Stiche im Bauch. Oh wie schön, Hüsch kommt! Ach nein, wie denn … seit er tot ist, kommt er nicht mehr dazu.
„Egal, wo ich hinkomme, Hanns Dieter war gerade schon da“, sagte Dieter Hildebrandt immer gern, und es war ja so: Niemand reiste so viel wie „HDH“, niemand trat so viel auf. Niemand lieferte so oft ein neues Programm, das er dann stapelweise und lesend zur Heimorgelbegleitung abarbeitete, mit abgespreiztem kleinen Finger Blatt für Blatt von einer auf die andere Seite des Stapels ablegend und dabei über den Rand seiner Nickelbrille lugend. Er konnte albern sein, ohne trivial zu sein. Er versagte sich das Prollige, ohne abgehoben zu wirken. Er konnte tief sein, ohne den Kontakt zum Publikum zu verlieren. Er wollte ein Clown sein, ohne das deutsche „Träne im Knopfloch“-Pathos. Und war es.
Und er fehlt.
Und so taucht er wieder und wieder in Programmen auf. War schon da, kommt aber nicht mehr. Jedenfalls nicht selbst. Seinen Stapel tragen jetzt andere. Es kommt keiner mehr dazu.
❤️
Es liegt an den Eltern
Es liegt an den Lehrern
Es liegt an der Kirche
Es liegt an den Büchern
Es liegt an den Kindern
Es liegt an den Indern
Es liegt an den Häusern
Es liegt an den Bauern
Es liegt an der Lage
Es liegt an der Lüge
Es liegt an der Bahre
Es liegt an der Wiege
Es liegt an den Künstlern
Es liegt an den Herren
Es liegt an den Wolken
Es liegt an den Irren
Es liegt an den Füßen
Es liegt an den Grüßen
Es liegt an den Worten
Es liegt an den Zähnen
Es liegt an den Haaren
Es liegt an den Torten
Es liegt an den Jahren
Es liegt an den Sorten
Es liegt an den Tränen
Es liegt an der Psyche
Es liegt an der Leber
Es liegt an der Mosel
Es liegt an der Jugend
Es liegt an den Alten
Es liegt an der Tugend
Es liegt an den Falten
Es liegt am Betriebsrat
Es liegt am Gewitter
Es liegt am Bewußtsein
Es liegt an der Zither
Es liegt an der Brille
Es liegt an der Küste
Es liegt an der Stille
Es liegt an der Wüste
Und die Moral von der Geschicht’
Nur an uns selber nur an uns selber liegt es nicht
Und weil man dies zu spät erkennt
Gibt’s immer noch verflucht kein happy end
Es liegt an der Jugend
Es liegt an den Alten
Es liegt an der Tugend
Es liegt an den Falten