Über das Fehlen

Sehe ich Hanns Dieter Hüschs Bild im Programm von Kleinkunsttheatern (so nannte man Comedybühnen zur Zeit von Hanns Dieter Hüsch) macht es mir immer noch Stiche im Bauch. Oh wie schön, Hüsch kommt! Ach nein, wie denn … seit er tot ist, kommt er nicht mehr dazu.

„Egal, wo ich hinkomme, Hanns Dieter war gerade schon da“, sagte Dieter Hildebrandt immer gern, und es war ja so: Niemand reiste so viel wie „HDH“, niemand trat so viel auf. Niemand lieferte so oft ein neues Programm, das er dann stapelweise und lesend zur Heimorgelbegleitung abarbeitete, mit abgespreiztem kleinen Finger Blatt für Blatt von einer auf die andere Seite des Stapels ablegend und dabei über den Rand seiner Nickelbrille lugend. Er konnte albern sein, ohne trivial zu sein. Er versagte sich das Prollige, ohne abgehoben zu wirken. Er konnte tief sein, ohne den Kontakt zum Publikum zu verlieren. Er wollte ein Clown sein, ohne das deutsche „Träne im Knopfloch“-Pathos. Und war es.

Und er fehlt.

Und so taucht er wieder und wieder in Programmen auf. War schon da, kommt aber nicht mehr. Jedenfalls nicht selbst. Seinen Stapel tragen jetzt andere. Es kommt keiner mehr dazu.

2 Comments

  1. Holden Caulfield 2024-08-10 at 23:13 - Reply

    ❤️

  2. Holden Caulfield 2024-08-10 at 23:15 - Reply

    Es liegt an den Eltern
    Es liegt an den Lehrern
    Es liegt an der Kirche
    Es liegt an den Büchern
    Es liegt an den Kindern
    Es liegt an den Indern
    Es liegt an den Häusern
    Es liegt an den Bauern
    Es liegt an der Lage
    Es liegt an der Lüge
    Es liegt an der Bahre
    Es liegt an der Wiege
    Es liegt an den Künstlern
    Es liegt an den Herren
    Es liegt an den Wolken
    Es liegt an den Irren
    Es liegt an den Füßen
    Es liegt an den Grüßen
    Es liegt an den Worten
    Es liegt an den Zähnen
    Es liegt an den Haaren
    Es liegt an den Torten
    Es liegt an den Jahren
    Es liegt an den Sorten
    Es liegt an den Tränen
    Es liegt an der Psyche
    Es liegt an der Leber
    Es liegt an der Mosel
    Es liegt an der Jugend
    Es liegt an den Alten
    Es liegt an der Tugend
    Es liegt an den Falten
    Es liegt am Betriebsrat
    Es liegt am Gewitter
    Es liegt am Bewußtsein
    Es liegt an der Zither
    Es liegt an der Brille
    Es liegt an der Küste
    Es liegt an der Stille
    Es liegt an der Wüste
    Und die Moral von der Geschicht’
    Nur an uns selber nur an uns selber liegt es nicht
    Und weil man dies zu spät erkennt
    Gibt’s immer noch verflucht kein happy end
    Es liegt an der Jugend
    Es liegt an den Alten
    Es liegt an der Tugend
    Es liegt an den Falten

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