Bar jeder Vernunft, Berlin. Irgendwo da vorne wird gleich einer ein Programm spielen.

Irgendwo rechts sitzt der große Säufer und Schauspieler Otto Sander, den in Berlin schon lange keiner mehr fotografiert, der einen Krebs überleben mußte und der jetzt langsamer und gebeugt geht und der mit seiner Frau da ist und nicht raucht und der Häppchen isst und Rotwein trinkt und der guckt wie ein angeschossenes Reh. Waidwund, aber in seinem Revier. Als sein Blick meinen trifft, hat er dieses erschreckte “muss ich den kennen” in den müden Augen. Nee, lass, mußt Du nicht. Zu kurz, Otto, zu lange her. Ich nehme meinen Blick zurück.

1980, fünf Jahre vor dem “Himmel über Berlin”, drehten er und Bruno Ganz eine Dokumentation die über die von ihnen bewunderten Schauspielkollegen Curt Bois und Bernhard Minetti. Damit man sie nicht vergisst, die beiden Alten. Es wurde ein Film über Katz und Maus. Anrührend und brutal.

Wer, bitte, dreht jetzt ganz schnell einen Film über Otto Sander. So wie in dem anderen Curt Bois der Star war, obwohl Minetti zu dem Zeitpunkt berühmt war. Und beides sind Namen zu denen heute schon lange niemand die Geschichten mehr kennt. Und das trotz “Gedächtnis”. Schnick, Schnack, Schnuck.

Bar jeder Vernunft, Berlin. Irgendwo da vorne wird gleich einer ein Programm spielen.

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