Alice Weidel: „Ich bin nicht queer, ich bin nur mit einer Frau verheiratet, die ich seit 20 Jahren kenne.“
Adolf Hitler: „Ich bin kein Nazi. Ich bin nur für die Endlösung.“
“I was forced to stare this wild-eyed savage straight in the face, and now I look around and think, ‘Oh, this. This is just life. All of this is just a physical reaction to psychological pain.’” #
Es gibt Leute, bei denen fällt die Vorstellung besonders schwer, dass sie nicht mehr da sein werden. Barry Humphries ist so einer. Mit ihm gehen ja eigentlich zwei Menschen, denn Barry Humphries war Dame Edna.
Es ist schwer vorstellbar, dass Dame Edna, die Vertraute des internationalen Jet-Sets, nie wieder durch das Showtor auf der Bühne und im Fernsehen explodieren wird, die massive Handtasche schwenkend, mit violetter, hochtoupierter Maggie-Thatcher-Gedenkfrisur und diesen schmetterlingsförmigen, paillettenbesetzten Brillen. Dass niemals mehr Barry Humphries in seiner Paraderolle dem Publikum „Hellooo, possums!“ entgegenschmettern wird.
Humphries war so sehr eins mit seiner Figur, dass Roger Willemsen, ein großer Fan, nach Australien flog, nicht um ihn zu interviewen, sondern um eine Homestory über Dame Edna zu drehen. In dem TV-Feature wirkt Humphries Alter Ego im Grunde wie eine Hommage an Margret Dünser, die Grande Dame des deutschen Promi-Talks. Dünser besuchte in ihrer Sendung V.I.P.-Schaukel von 1970 bis 1980 Prominente aus aller Welt zu Hause. Wie Dünser war Dame Edna nur im Dresscode steif, ansonsten aber alles von ernsthaft, schlagfertig und humorvoll bis frivol, ließ es jedoch nie an natürlichem Respekt fehlen. Weswegen sich hochkarätige Prominente beiden gegenüber im Interview freimütig öffneten.
Was für Dünser Lebensart war, war für Humphries eine Rolle. Beide schafften hinter den magischen Trick, hinter den Schutzwällen von Rolle und Attitüde aufrichtig zu sein, ihre Gäste und Gesprächspartner zu umarmen, nicht zu veralbern und ihnen und ihrem Publikum trotzdem viel Spaß zu bereiten. Das war damals selten und ist es heute noch mehr.
Ich möchte mir jetzt vorstellen, dass es einen Himmel gibt, und dann sehe ich da Dame Edna mit Roger Willemsen auf einer Wolke versonnen Michel Petrucciani an einem gladiolenverzierten Flügel beim Klavierspielen zuhören. Irgendwann, für einen kleinen Moment, dreht sich dann kurz zum Zuschauer und flüstert mit einem Mundwinkel grinsend: „Goodbye, possums!“
Kreativität ist der natürliche Feind des Kapitalismus. Der Kapitalismus geht ohne ständiges Verkaufen zugrunde wie Haie, die ersticken, wenn sie sich nicht bewegen. Wer wenig braucht, um etwas zu schaffen, was ihn und andere glücklich macht, kann kein Freund der Verkäufer sein. Der Kapitalismus benötigt für sein Wachstum unglückliche Menschen mit Kreativitätsblockaden.
Ich kenne einen, der kauft sich jedes Jahr eine neues Zeichentablett. Immer das größte und teuerste, und dann kauft er sauteuere Online-Tutorials der Star-Cartoonisten. Statt sich davon inspirieren zu lassen, zeichnet er auf immer neuen Zeichentabletts immer dieselben Figuren aus den drei, vier Posen, die er beherrscht, was ihn frustriert. Die Frustration darüber baut er ab, indem er sich das nächste, noch viel teurere Tablet kauft.
Ich habe mir vor einem Jahr einen neuen Computer gekauft. Es ist der beste Computer, den ich je hatte: Diese Maschine ist ein Laptop und er ersetzt, ohne bei Weitem ausgelastet zu sein, die komplette Workstation, die vorher sperrig und mit heulenden Lüftern unter dem Schreibtisch Strom fraß und ständig abstürzte. Mein Zeichentablett habe ich vor sieben Jahren gekauft und seitdem will ich kein neues kaufen, denn seitdem zeichne ich wieder, wann immer es geht und die Muse tippt mir zuverlässig auf die Schulter. Mein altes Zeichentablett hängt dabei an meinem neuen Laptop und der schafft neben seinen Diensten als Comic-Atelier noch meinen ganzen multimedialen Alltag weg, leicht und vielfach schneller als ein Schnittplatz samt Cutter und Schnittregie in der Fernsehproduktion vor 25 Jahren. Ich werde lange brauchen, bis ich meinen neuen Computer an seine Grenzen gebracht habe.
Trotzdem bittet mein Computerhersteller, seit ich meinen wunderbaren neuen Laptop habe, schon zum dritten Mal zum Kauf eines noch tolleren Computers. Das ist völlig unnötig und außerdem ökologischer Wahnsinn, denn die Herstellung toller Cutting-Edge-Computer frisst seltene Ressourcen, produziert jede Menge Ausschuss und erfordert hochkomplizierte, teure Fertigungsanlagen.
Picasso war ein großer Künstler, nicht, weil er einen bestimmten Pinsel benutzte, sondern weil er immer malte. Django Reinhardt war ein virtuoser Musiker, nicht, weil er dutzende Gitarren besaß, sondern weil er ständig Gitarre spielte, und das, obwohl seine Griffhand nach einer Verbrennung verstümmelt war.
Wer kreativ ist, gibt nicht viel für Werkzeuge aus. Zeichenfedern, Pinsel und Tusche kosten nur ein paar Cent und ein Zeichner braucht dazu nur ein Paket billiges Schreibmaschinenpapier, um loszulegen. Weswegen alle Verkäufer die Kreativität insgeheim hassen.
Des Kapitalismus aber lebt von Menschen, die immer neue Werkzeuge kaufen und am besten Werkzeuge, die die kreative Arbeit gleich mit erledigen. Menschen, die unglücklich auf ihre Gitarren und Zeichenutensilien starren, um sich schließlich von ihrem Computer Bilder malen und Lieder singen zu lassen und sich von ihren Chat-Avataren dafür bewundern zu lassen.
Gemeines Detail: Um Menschen so unkreativ und unglücklich zu halten, braucht der fleißige Kapitalist bei der Entwicklung seiner Kampagnen vor allem eines: unglaublich viel Kreativität.
Mit Stanley Ted „Jango“ Edwards kam der Begriff „Comedy“ nach Europa. Die von ihm losgetretene „Comedywelle“ läuft, seit Jango 1975 in Amsterdam das „Festival of Fools“ aus der Taufe hob und „Genuine Echt & Lekker Clownpower“ propagierte. Der Jango der späten 1970-er Jahre ist unerreicht. Von allen seiner Nachahmer – und von ihm selbst.
Die Energie, die von dieser Show ausging, transportiert sich bis heute, selbst in fitzeligen VHS-Mitschnitten des niederländischen Fernsehens, die glücklicherweise mittlerweile immer mal wieder bei YouTube landen.
“Once you become a clown, you can’t go back—you know too much." Jango Edwards
Jango, der abgebrochene Journalismus-Student und Kunstrasenverkäufer aus Detroit, war allgegenwärtig in den Amsterdamer Clubs, wo sonst Leute wie David Bowie auftraten. Er performte mit seiner „Friends Roadshow“ außerdem jahrelang regelmäßig umsonst im Amsterdamer Vondelpark mit seinem bunten Haufen aus Musikern, Sängern und Zirkuskünstlern. Jangos Show kam in der zweiten Hälfte der 1970-er Jahre rüber wie die Mischung der Untergrundcomics von Robert Crumb mit Konzerten von Frank Zappa.
Es markiert einen Einschnitt in der Unterhaltungsszene des alten Kontinents, wie die „Jango Edwards and Friends Roadshow“ unter kruder Anwendung aller Zirkusdisziplinen plus Rock’n’Roll und einer ordentlichen Prise Sex in einer Mischung aus grotesker Motivationstherapie und anarchischer Musikshow das Lachen aus der Schenkelklopfer- und Witzeerzähler-Ecke befreite.
Für ein paar kurze Jahre.
20 Folgen kurzweiliges Popcorn-Bingen: Carnival Row ist eine Steampunk-Feen-und-Elfengeschichte, die visuell in viktorianischer Opulenz schwelgend, sehr lässig Genozid, Ständerepublik, Mittelalter- und Revolutionsfolklore dekliniert.
Schade, dass der pandemiebedingte Produktionsstopp nur die Produktion selbst, nicht aber das Ränkespiel hinter den Kulissen bremste: „Es gab viele Veränderungen an der Spitze der Lebensmittelkette“, beschrieb Hauptdarsteller Orlando Bloom bei radiotimes.com1 die Vorgänge während der Corona-Jahre und auch als Produzent konnte er nicht verhindern, dass schließlich feststand: Die „Row“ wird mit der zweiten Staffel abgeschlossen. Bloom beschreibt den Prozess in als „über meiner Gehaltsstufe“. Tröstlich, dass es in der langen Pandemie-Zeit aber auch ausreichend Postproduktions-Zeit gab, um mit üppig vorgedrehtem Material die Serie gut zu Ende zu bringen.
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Marcel Mangel war besser bekannt als Marcel Marceau.
Er ist, auch wenn ihn kaum noch jemand kennt, der Wegbereiter der physischen Comedy von heute.
Wenn sie stummes Slapstickspiel machten, dann ging das immer auf Marceau zurück – von Jango Edwards bis Umbilical Brothers, über David Shiner, Pic, René Bazinet und, und, und. Marcel Marceau hatte die Pantomime des 19. Jahrhunderts im 20. Jahrhundert als Rock’n’Roll neu erfunden. Das war sie schon vorher, im erwähnten 19. Jahrhundert im Théâtre des Funambules, Jean-Louis Barrault spielte den Protagonisten dieser Zeit in Marcel Carnés Kinder des Olymp. Aber von Mitte der 1860-er Jahre bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war die Pantomime komplett aus der Theaterwelt verschwunden. Bis Marcel Marceau kam.
arte.tv widmet Marcel Marceau ein schönes Portrait, bis zum 28. März in der arte-Mediathek zu sehen.
Wer war der Kerl? Er brachte Michael Jackson den Moonwalk bei. Mit Jane Fonda spielte er in Barbarella. In Mel Brooks’ Silent Movie war der Marceau der Einzige, der ein Wort sagte: „Non!“, rief er aus, als Brooks ihn anrief, ob er in einem Stummfilm mitspielen wolle. In den 1960-ern bis in die späten 1980-er war er ein Popstar. Seine Pantomimen ließen die Leute international ausrasten wie sonst Sinatra, Elvis oder die Beatles. 1982 sah ich seine beiden Shows in Schauspielhaus Düsseldorf hintereinander. Sein Illusionstheater war perfekt.
Abgesehen vom theatralischen Effekt – dem Gehen auf der Stelle, dem Abklatschen der Wand, dem Ziehen des unsichtbaren Seils – sind seine Sketche heute nur schwer zugänglich; Marceau grimassiert viel, sein Spiel ist voller von Imitation, er karikiert, versetzt sich nicht hinein in seine Figuren. Trotzdem ist er einzigartig, denn ihm gelingt etwas völlig Beklopptes: Er emotionalisiert das Oberflächliche. Sein Spiel ist oberflächlich, aber er haucht dieser Oberflächlichkeit Seele ein. Damit erschloss er sich die Seelen eines Millionenpublikums rund um die Welt.
Kennt man die Geschichte hinter dem weißen Gesicht des Pantomimen bekommt man ein Gefühl davon, wie das entsteht. Diese Geschichte erzählen seine Familie und Wegbegleiter in einem berührenden Feature von Maurizius Staerkle Drux, selbst Sohn eines Pantomimen. Originalaufnahmen der Sketche Marceaus aus den 1950-ern und 1960-ern wurden für den Film aufwendig restauriert und es gelingt so das Sympathischste: sie holen die Erinnerung an den 2007 gestorbenen Marceau einfühlsam, aber ohne Pathos in die Gegenwart zurück.
Marcel Marceau wäre am heutigen 22. März 100 Jahre alt geworden.
Stefan Niggemeier nimmt Abschied von Bambam, seinem Hund. Er tut das so berührend, dass ich an die Engel in Wim Wenders’ Himmel über Berlin denke, wenn sie zu den Sterbenden eilen, um ihnen Trost zu spenden, indem sie sie an die prägenden Momente ihres Lebens erinnern.
Sein Hundefutter will er nicht mehr, aber Würstchen liebt er immer noch. Fuck it, habe ich mir gedacht, es gibt wirklich keinen Grund mehr dafür, darauf zu achten, dass er sich gesund ernährt: Wenn ihn Würstchen noch glücklich machen, kriegt er halt Würstchen ohne Ende.
- Der Hüsch. Fehlt.
Bedenkt auch, dass Ihr Wasser habt und Brot
Dass Unglück auf der Straße droht
Für die, die weder Tisch noch Stühle haben
Und mit der Not die Tugend auch begraben
Bedenkt, dass mancher sich betrinkt
Weil ihm das Leben nicht gelingt
Dass mancher lacht, weil er nicht weinen kann
Dem einen sieht man’s an, dem andern nicht
Bedenkt, wie schnell man oft ein Urteil sprichtHanns Dieter Hüsch
Aus der beliebten Reihe „Bekloppte Instrumente“ heute: Das Mellotron. Das Ding war ursprünglich ein Orgel-Emulator. Um 1950 erkannte Henry Chamberlin, dass er Orgelklänge mithilfe von Magnetbändern sampeln konnte: Jede Taste in seiner Erfindung löst eine Aufnahme einer Orgel aus, die ebendiese Note spielt. Dann wurden auch andere Instrumente emuliert: Celli, Flöten … buchstäblich alles, was man aufnehmen kann. Das Mellotron war im Grunde das erste Sampling-Keyboard. Bekloppter als das Mellotron sind nur die Leute, die es hier präsentieren:
Aha, aha: Undenkbar ohne Mellotron: Strawberry Fields, Stairway to Heaven, Space Oddity …
Ihre Aura ballert wie zwei Flaschen Mezcal auf Ex, kopfüberhals runtergeronnen, Lügen zu Wahrheit ätzend. Der sie dumm genug gebrannt hatte, um für Momente wieder zu hoffen. Er sitzt neben ihr, weniger weil er will, sondern weil sie beschlossen hat, zu bleiben. Zu sitzen um nicht zu fallen. Schönes Wochenende, ihr Lieben. Euer Sven K. 😊

Saufen ist nicht das Problem, das Problem ist, dass sie dich nüchtern wollen – aber die Muse kommt nicht, wenn du dein Leben im Griff hast; Sie kommt, wenn du um vier Uhr morgens noch da sitzt und ein Fliegensurren wie eine Offenbarung klingt. Kunst ist keine Wellnesskur, sie ist ein Kater mit Lippenstift auf dem Hals und einem leeren Blatt Papier vorm Gesicht. Dein Atelier ist billiger Wein und eine Welt, die dich lange genug in Ruhe lässt, um den ganzen Kladderadatsch zu verfluchen. #webcomic #funny #ivysbar

Männlichkeitswahn in der Drohkulisse, Atomcodes als Schwanzersatz. Irgendwo in der Bar zieht Gina die Augenbraue hoch und sagt: „Rasieren wär einfacher gewesen.“ Aber einfach traut sich keiner mehr.

Weil das, was du Erzählung nennst, keine ist. Weil du Strukturen bastelst, aber keine Not hast. Weil du Figuren erfindest, aber keinen Menschen kennst, der dir nachts die Tür eintreten würde. #dailycomic #webcomic #ivysbar


Mit dummen Menschen zu streiten ist wie gegen eine Taube Schach zu spielen: Egal wie gut Du spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als hätte sie gewonnen.Unbekannt
Geknipst
“I would like to paint the way a bird sings.”
—Claude Monet
“Tjip, tjip, c’est fini.”
—@arnoofficial

20. Mai 2014. La Floes und Cova fühlten sich in der neuen Wohnung schon wohl, da waren die Kartons noch nicht ausgepackt. Sunny days.
