„Der Maat legt Hand an ihre Hüfte
und zwickt sie auch, da sprach sie ‚Au!’.
Doch als er sie dann näher prüfte
rief er ‚Verflucht das ist ja eine Frau’.

Jaja des Schleusenwärters blindes Töchterlein
kam statt des Bruders in der Dämmerung.
Jedoch der junge Maat hat es zu spät geahnt,
ja wie gesagt sie war ja noch so jung.“
(Ulrich Roski, Des Schleusenwärters blindes Töchterlein, 1970.)

Mit Reinhard Mey ging er in eine Klasse, mit Schobert & Black zog er um die Häuser, wenn er nicht Platten mit ihnen aufnahm. Nebenbei schrieb er Texte für das deutsche Schlager- und Chansonpersonal: Joana tourte mit seiner Verbeugung vor dem französischen Deftig-Dichter François Villon: « Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr – où sont les neiges d’antan ? » wurde ihr Hit.

Er selbst war eher scheu und ein Meister darin, sich zu verstecken: er perfektionierte eine Schreibe, die seine Texte so ziseliert daherkommen ließ wie altes Tafelsilber. Sein Bühnenvortrag war so kontrolliert, dass er manieriert wirken konnte. Er war nicht kumpelig-blödelnd wie Insterburg & Co., nicht lagerfeuer-ostpreussen-verschmitzt wie Schobert und Black und nicht so gutfreundig gewinnend wie Reinhard Mey. Er war ein großer Melancholiker, aber zu verschlossen, um das in seinen Vortrag einzubringen – diese  Seite brachten eben Künstler wie Joana auf die Bühne.

Ulrich Roski schrieb ihnen die entsprechenden Texte.

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Er selbst war so immer ganz nah dran am großen Erfolg – aber eben, weil immer irgendwie schüchtern distanziert, nicht der große Identifikationskünstler. Mit urkomischen Balladen wie „Des Pudels Kern“ oder „Der kleine Mann von der Straße“, deren Reime in Sachen Wortvirtuosität bestenfalls mit denen von Wilhelm Busch konkurrierten, war er zwar in den 1970erjahren auch der heimliche Star der frühen Anarcho-Szene und seine Liveauftritte beflügelten ihn sogar dermaßen, dass er loslassen konnte, folglich nicht nur für seine Texte sondern auch für seine Interpretation wirklich geliebt wurde und er es gar zu umjubelten Konzerten in der Berliner Philharmine brachte. Irgendwie jedoch reüssierten die Kollegen von Mey über Insterburg bis Klaus Hoffmann in Sachen Selbstvermarktung von Anfang an besser.

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Am 4. März 2009 hätte der Berliner Liedermacher Ulrich Roski seinen 65. Geburtstag gefeiert, wäre er nicht im Februar 2003 gänzlich gegen seinen Willen vor der Zeit verstorben. Wie präsent der scheue Virtuose für seine Weggefährten immer noch ist, zeigt das Lineup der Künstler, die ihn am 10. März 2009 im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt in einem Gedenkkonzert feiern werden. Es treten an: Reinhard Mey, Joana, Jürgen von der Lippe, Klaus Hoffmann, Lothar von Versen, Evi & das Tier, Corinne Douarre, Manfred Maurenbrecher, Axel Zwingenberger, Inga & Wolf, seine Tochter Sandra Roski, MTS und Lothar „Black“ Lechleiter, das überlebende Mitglied des Duos „Schobert und Black“.

GEDENKKONZERT FÜR ULRICH ROSKI, 10. März 2009, 20:00 Uhr, Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt, 10117 Berlin.Der Reinerlös des Konzerts ging an die Deutsche Krebshilfe. e. V.

Ulrich Roski, digital lebendig: www.ulrichroski.de

One Comment

  1. fym 2009-02-14 at 11:14 - Reply

    “Denn alles Elend dieser großen Welt / knetet er in die Bouletten”

    Seufzend.

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