Neues aus Demagogistan
Wie BILD das Bild von Andreas Lubitz zeigt, aber beschließt, es nicht zu verstehen.
Wir haben es mit einem Mann aus der Mitte unserer Gesellschaft zu tun, der als Figur des Grauens, als bisher größter deutscher Verbrecher des (jungen) 21. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen wird. BILD
Bullshit, BILD. Wenn Kranke in Positionen rücken, in denen es in der Natur ihrer Krankheit liegt, dass sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere eine Gefahr sind, dann ist nicht der Kranke der Verbrecher, sondern wer auch immer dafür verantwortlich ist, dass der Kranke in diese Position gelangen konnte.
Ein Verbrechen vielleicht, grob fahrlässing in jedem Fall ist es, wenn psychologische Eignungstests für Piloten unzureichend sind, ein Verbrechen vielleicht, grob fahrlässing in jedem Fall ist es, wenn die in großen Teilen der Luftfahrtwelt bereits übliche Regel, welche vorschreibt, dass immer zwei Personen im Cockpit sein müssen, nicht gilt und wenn all das begünstigt, dass ein psychisch Kranker seine Krankschreibung zerreißen, als Copilot in ein Linienflugzeug steigen, den Piloten aus der Kanzel aussperren und sich mit 149 anderen Menschen ungespitzt in einen Berg fliegen kann.
So sieht das aus, BILD. Und Du weißt es. Klingt aber natürlich nicht so gut wie demagogisch-pathetisches
„Unfug denkt man sich nicht aus, Unfug wird es von ganz allein.“ Astrid Lindgren, “Michel aus Lönneberga”
Send In the Clowns
Wer jetzt angesichts der Schlägerclowns sagt, er habe es immer gesagt, vor Clowns müsse man Angst haben, dem sag ich mal so: es gibt halt nicht nur böse, sondern einfach vor allem mal sehr, sehr viele schlechte Clowns.
Aber niemand, beispielsweise, hatte Angst vor Charlie Chaplin oder Buster Keaton, vor Laurel und Hardy oder Harold Lloyd. Allesamt Clowns. Kinoclowns, ja, aber immer noch exemplarisch für die Meister ihrer Zunft: Virtuosen der Groteske und keine Schminkgruppenanimateure, wie sie unsere Kindergärten und Straßenfeste kontaminieren.
Viele Leute, die zu schlecht für Schauspieler oder Comedian sind, glauben, Clown wäre die Alternative oder sie tragen als schlechte Clownslehrer zur Verbreitung des geschminkten Dilettantismus bei.
Clown ist kein leichter Beruf. Im Gegenteil, er ist einer der schwersten. Drama kann man (zur Not) noch vortäuschen, denn niemand würde zugeben, ein Theaterstück nicht verstanden zu haben. Aber einen Clown, der niemand zum Lachen bringt, redet niemand weg. Clown ist schwerer als Comedian und im Bezug zur Schauspielerzunft eines der schwersten Rollenfächer, insbesondere des Improvisationsschauspielers. Clowns helfen. Sie helfen auch richtig in Krankenhäusern: jemand wie Howard Buten (“Buffo”) haben in der Autismustherapie Umwerfendes geleistet, Dinge die kein Psychotherapeut sich hätte ausdenken können und Bekloppte wie David Shiner, Peter Shub, Avner Eisenberg oder
Qualitätsdiskussion: Es gibt Leute die sagen “Amahzohn” und es gibt Leute, die sagen “Ämmäsonn”. Und es gibt Amazon.
Es soll immer noch Kinder geben, die beim Verzweifelten Scrollen nicht gemerkt haben, dass die Tumblr-Seiten unten immer nachladen.
Noise
Scanning #Ello also feels a little bit like walking through an artists commune: Look at this piece of wood. Isn’t it beautiful? I carved just a tiny bit of it, but left the nature intact. Let’s just stare at it for a while. Considering Ello was created by artists (and programmers, of course), this isn’t surprising.MASHABLE / Lance Ulanoff : “Ello Is No Facebook Killer”
Weißabgleich
Das digitale Universum reduziert Wissen zur Information. Wer erinnert sich noch daran, dass sich Wissen zur Information verhält wie Kunst zu Kitsch, dass eine Information die wertloseste, weil äußerlichste Form des Wissens ist? Ein großer jüdischer Denker des frühen Mittelalters fragte sich, warum Gott uns nicht einfach die Wahrheit sagte, wenn er wollte, dass wir die Wahrheit wissen. Die Antwort: Wenn man uns bloß sagen würde, was wir wissen müssen, wüssten wir es streng genommen nicht. Wissen erwirbt man nur über die Zeit und mit Methode. Und die Geräte, die wir wie Süchtige in unseren Händen tragen, verformen unseren Geist: Sie bringen eine unvorstellbare Menge von Zahlen hervor und unterwerfen unseren Geist unter eine Kultur der Daten, einem Datenkult, in dem jede menschliche Regung und Handlung messbar wird, in der Glück ein Thema für die Ökonomen ist, in der die Leiden des menschlichen Herzens in mathematischen Formeln ausgedrückt werden und uns nur noch eine Illusion von Wahrheit, Klarheit und eigener Verfügungsmacht bleiben.Leon Wieseltier, The New Republic, aus der Rede an die Absolventen der Brandeis University, Waltham, Massachusetts
Mahlzeit
… und wer Mädels “Dreamy Paprika” vorsetzt, dazu noch in Marshmallow-Rosa geschrieben, der kennt Mädels schlecht. Abgesehen davon fältt es mir schwer die Traumwelt von Paprika vorzustellen. Wobei es ein großartiger Schlagertitel wäre: “Wenn Schoten träumen …” Analyze my Gemüse, Mr. Freud!
Bonjour Tristesse
Es hatte schon was für sich, dass früher ausgebildete Schauspieler wie Dagmar Berghoff oder Hans-Joachim Kulenkampff beim Fernsehen arbeiteten, für die es zum Handwerk gehörte, dass man sich – ob es sich um die Nachrichten oder große Samstagabendshows handelte und auch mal kurz vor der Sendung – den Text auswendig draufpackte. Wäre das heutige Fernsehen eine Autoreparaturwerkstatt, würde der Chef eine technisch komplett unbeleckte Blondine mit dicken Titten zur Mechanikerin erklären und im tief dekolletierten Blaumann in die Werkstatt stellen anstatt einen Mechaniker zu engagieren. (Danke Stefan Niggemeier)
http://vimeo.com/100000410
Man muss im Kunstbetrieb immer wieder die aussortieren, für die das ungegenständliche Fach keine Wahl sondern einzige Möglichkeit ist.
“Zum Entsperren streichen” – die Menüführung des…
“Zum Entsperren streichen” – die Menüführung des iPhone ist nichts für einfältige Anstreicher.
Ich finde es geschmacklos, wenn man während des Sterbens an die Theke geht und Sekt trinkt und frisst. Peter Konwitschny
Irgendwo da vorne
Bar jeder Vernunft, Berlin. Irgendwo da vorne wird gleich einer ein Programm spielen.
Irgendwo rechts sitzt der große Säufer und Schauspieler Otto Sander, den in Berlin schon lange keiner mehr fotografiert, der einen Krebs überleben mußte und der jetzt langsamer und gebeugt geht und der mit seiner Frau da ist und nicht raucht und der Häppchen isst und Rotwein trinkt und der guckt wie ein angeschossenes Reh. Waidwund, aber in seinem Revier. Als sein Blick meinen trifft, hat er dieses erschreckte “muss ich den kennen” in den müden Augen. Nee, lass, mußt Du nicht. Zu kurz, Otto, zu lange her. Ich nehme meinen Blick zurück.
1980, fünf Jahre vor dem “Himmel über Berlin”, drehten er und Bruno Ganz eine Dokumentation die über die von ihnen bewunderten Schauspielkollegen Curt Bois und Bernhard Minetti. Damit man sie nicht vergisst, die beiden Alten. Es wurde ein Film über Katz und Maus. Anrührend und brutal.
Wer, bitte, dreht jetzt ganz schnell einen Film über Otto Sander. So wie in dem anderen Curt Bois der Star war, obwohl Minetti zu dem Zeitpunkt berühmt war. Und beides sind Namen zu denen heute schon lange niemand die Geschichten mehr kennt. Und das trotz “Gedächtnis”. Schnick, Schnack, Schnuck.
Bar jeder Vernunft, Berlin.
Erstaunlich, wie schnell das Coolness-Image von Rauchen verschwunden ist, wie Raucher jetzt meist mit derselben Abfälligkeit angesehen werden, wie Menschen, die mitten auf der Straße die Schnapsflasche ansetzen.
Ja Mensch, der Jojo!
Er ist 51, sie ist 28. Die Liebe geht manchmal außergewöhnliche Wege. Die Wege dieser beiden kreuzten sich bei einer Hengstparade … Was beide miteinander verbindet: ihre Tierliebe. #
Sinnerman where you gonna run to?
Luxusrestaurants und Haute Couture sind eine moderne Form des Ablasshandels für Menschen ohne jede Kultur.
Ampelmännchen
Nur in Deutschland gibt es diese mal baisées, die in verkehrslosen Straßen an roten Fußgängerampeln stehen und mir, der ich die Ampel mit dem Fahrrad ignoriere (weil es mir sinnfrei erscheint, drei Minuten eine leere Straße zu beobachten) hinterherblubbern: “Bei rot steht man!” Ich sehe in eben dieser frustrierten Buchstabenreitermentalität, aufs Geschäftsleben übertragen, eine der eigentlichen Konjunkturbremsen unserer Tage.
Nicht mit mir. Mein Fahrrad kommt frisch aus der Frühjahrsinspektion, geht ab wie Luzie und ich ignoriere Rot. Julius Cäsar hat schließlich in Gallien auch nicht an jeder Ampel gehalten – und die Pariser halten es bis heute so. Deswegen hatten die Coco Chanel und wir Rudolph Moshammer.
Die Metzgerin, die den Aufschnitt mit OP-Handschuhen aus der Theke holt. Und danach mit denselben Handschuhen das Wechselgeld abzählt und mit denselben Handschuhen weiter bedient.
Sich dabei erwischen, statt ins Nebenzimmer zu gehen, im Blog nachzuschauen, wie es der/dem Liebsten geht.