Noch in den 1980er-Jahren erfuhren wir das Neuste aus der Welt bestenfalls einmal pro Stunde aus dem Radio und aus dem Fernsehen zwei- bis dreimal am Tag zwischen 16 Uhr und Mitternacht.

Vor allem wurde das Neuste aus der Welt aufbereitet von Fachleuten dafür, von Journalisten.

Wir vertrauten den Journalisten und die Journalisten erstellten ihre Berichte basierend auf einem strengen Kodex und Selbstanspruch in Sachen kompetenter Ausgewogenheit. Diese Grundprinzipien lernten wir sogar in der Schule als Muster für Aufsätze im Deutschunterricht: Wir lernten, dass es um ausgewogenes Auflisten der Fakten geht, dann um die Beschreibung der Vor- und Nachteile unterschiedlichen Handelns auf Basis dieser Fakten, und schließlich ein alle Vor- und Nachteile berücksichtigendes Resümee. Ganz am Ende war es erlaubt, kurz seine eigene Einstellung zum Thema zu erläutern – kurz und entsprechend gekennzeichnet.

Ohne Vertrauen geht nichts. Vertrauen wird immer wieder diskreditiert, indem es mit blindem Gehorsam gleichgesetzt wird. Und das Berichten mit Manipulation. Das nennt man Propaganda. Ein Hauptmerkmal von Propaganda: sie basiert weder auf Kompetenz noch besticht sie durch Ausgewogenheit. Sie besticht allein durch Lautstärke – so wie Ray Bradbury es in Fahrenheit 451 einen Feuerwehrhauptmann formulieren lässt: „Wenn das Theaterstück schlecht ist, der Film schwach, das Hörspiel nichtssagend, dreh die Lautstärke höher.“

Die Lautstärke besorgen die sozialen Medien. Am Knopf drehen die Bots, die Werkzeuge all derer, die Vertrauen missbrauchen.

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