Javaanse Jongens – eine Anzeige aus der TITANIC 5/1982. Diese Tabakpackung wurde noch aus in Plastik eingeschweißtem Papier hergestellt, statt „Frischeverschluss“ an der Lasche versehen mit einem Stückchen transparentem Klebeband. Man drehte drei Zigaretten, dann war alles ausgeleiert und nirgendwo mehr dicht, und gerade der dünner alle anderen shags geschnittene blondkräuslige Javaanse trocknete dann superschnell aus und sein Aggregatzustand wechselte ins pulvrige, wenn man in der Folge weiter versuchte, aus ihm Zigaretten zu drehen – was den geneigten Kriegsdienstverweigerer, Latzhosenträger und Landkommunenhippie dazu brachte, zur Tabakfeuchthaltung Kartoffeln, Möhren und anderes billiges Gemüse scheibchenweise in die Packlung zu verbringen. Herrliche Zeiten.

Kein anderer Tabak roch je so gut wie der Inhalt meines ersten Päckchens Javaanse, das ich 1980 an einem sonnigen Frühsommerabend auf dem Weg zur potentiellen Liebsten im niedersächsischen Kaff Oelber am weißen Wege am hölzernen Bahnhof eines niedersächsischen Kaffs namens Baddeckenstedt öffnete. Als ich mir dort eine Zigarette drehte kam ich mir vor wie eine Mischung aus Gary Cooper und Lucky Luke, der damals auch noch rauchte.

1982 war der in der Anzeige abgebildete VW-Bus übrigens noch kein Oldie, der bei MTV plöde gepimpt wird, sondern ein billig zu bekommender alter Kleinlaster, mit dem man tatsächlich umzog oder mit der ganzen bekifften Sippe nach Indien fuhr – zwecks Einholung von Gelbsucht, Verdauungsstörungen und Bewußtseinserweiterung. 1982 waren in einer Packung Tabak 50 Gramm Feinschnitt (statt heute 33 Gramm) und der Spaß kostete, um mal gerade ein paar Jungsüchtige neidisch zu machen, umgerechnet 1,45 Euro. Ohne Blättchen jetzt.

Lustig, dass der milde Javaanse heute Classic heißt, damals war der etwas stärkere halfzware klassisch und konkurrierte mit der ebenfalls blauen DRUM-Tüte von Douwe Egberts. Der milde galt damals außer bei den Mädchen als ausgesprochener Mädchentabak: tatsächlich gab es kaum eine knospende dreizehnjährige (natürlich nirgendwo rasierte) Ökoschönheit, die nicht zwischen zwei Runden deoversagendem Petting in den Teestuben der Jugendzentren den milden Javaanse auf ihrem patschuliduftgeschwängerten indischen Viskosekleid verkrümelte.

Der geneigte Kavalier mit Hang zur Individualität rauchte übrigens damals zwischen zwei Sets mit seiner Fusion-Jazz-Band gern den starken Javaanse, der widerum sehr mit dem Pendant von VAN NELLE konkurrierte und sogar noch billiger war als der Milde; das war eben früher auch anders: wer sich mehr Teer auf die Lungen zergelte, kam billiger weg. O tempora o mores. Hust.

In diesem Sinne: freuen Sie sich schon jetzt auf die nächste lustige Achtzigerjahre-Tabakwerbung aus der TITANIC und neue Geschichten aus der Zeit, als das Rauchen noch nicht tödlich war. Weiter mit Musik!

3 Comments

  1. gerhard gutzeit 2015-05-08 at 20:30 - Reply

    sehr gut

  2. Emir Sönmez 2021-01-28 at 20:32 - Reply

    Hallo grüße Sie
    Warum ist jovanse jongens tembeca eingestellt?Danke

  3. Anonymous 2021-06-06 at 19:58 - Reply

    Wie die Geschichte, erst drum tabak dann javaanse.seid über 40 zig Jahren.
    Die javaanse jongens die ich gerade halte,schmeckt wie meine erste.
    Richtig gut.nach einer langen arbeits woche rauchte ich auch sehr gerne freitags in meiner stammkneipe.
    Schade heute,ist alles nicht mehr so schön.
    So lange es geht rauche ich meinen Tabak weiter und gerne weiter.
    Nur diese preise beim tabak, auch sehr schade.
    Wolfgang Peters

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